Logopädie Bonn

Sprachtherapie Stimmtherapie Schluckstörung Stottern

Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Diagnostik Therapie Beratung


Praxisgemeinschaft für Logopädie in Bonn Zentrum
Anne Agnes
Susanne Mortier-Grieger

Allgemeine Informationen zum Stottern im Vorschulalter

Im Alter von 2 bis 6 Jahren haben Kinder häufig Phasen, in denen sie unflüssig sprechen. Sie wiederholen  Wörter und ganze Satzteile und benutzen Füllwörter.  Meistens handelt es sich um entwicklungsbedingte Unflüssigkeiten, die entstehen, wenn der Wortschatz und die grammatischen Fähigkeiten sich explosiv erweitern und das Kind deutliche Reifeprozesse durchlebt. Diese stotterähnlichen Unflüssigkeiten sind locker und leicht und  lösen weder beim Kind noch beim Erwachsenen emotionale Reaktionen aus. In der Regel verschwinden sie wieder von allein.

Echtes Stottern unterscheidet sich von diesen normalen Unflüssigkeiten.  Es ist eine Störung der motorischen Abläufe der Sprechbewegungen, die sich der willentlichen Einflussnahme entziehen und damit zu unfreiwilligen Unterbrechungen des Redeflusses führen.

Etwa  5%  aller Kinder durchlaufen in ihrer Sprachentwicklung eine Phase, in der Stottern auftritt. Dieses  symptomatische Stottern kann für das Kind und sein Umfeld eine deutlich wahrnehmbare und belastende Herausforderung darstellen. Laute, Silben, Wörter und Satzteile werden wiederholt, blockiert oder gedehnt. Sekundär können sich Begleitsymptome entwickeln. Die mimische Muskulatur und oder die Gesamtkörpermuskulatur spannen sich an, der Atem wird angehalten oder hastig eingezogen. Das Kind zeigt vielleicht sichtbares Anstrengungsverhalten, Sprechangst und  weniger Sprechinitiative. Somit kann nicht nur der Sprechablauf massiv gestört sein, sondern auch die gesamte zwischenmenschliche Kommunikation.

Ca. zwei Drittel dieser Kinder verlieren ihr Stottern wieder vor der Pubertät.

Eine frühzeitige Beratung oder diagnostische Abklärung verhilft zu einer klaren Einschätzung des unflüssigen Sprechens und somit zur Entscheidung ob überhaupt und wenn ja, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Eine frühzeitige Therapie verbessert die Chance, dass das Stottern verschwindet.

Das Procedere

Ihr Kinderarzt wird Ihnen nach Schilderung Ihres Anliegens und nach kinderärztlicher Einschätzung  (z. B. nach dem „Redeflusskompass“  oder in Anlehnung an „Stottern. Ein Leitfaden für die kinder-und jugendärztliche Praxis“ eine logopädische Verordnung ausstellen („Heilmittelverordnung für Sprach-Sprech- und Stimmstörungen“ Indikationsschlüssel RE 1)

Nach spezifischer logopädischer Anamnese und Diagnostik wird entschieden ob eine Therapie begonnen wird und wenn ja,  das weitere Vorgehen  geplant.  Entscheidungsgebend sind der

Schweregrad des Stotterns (Art und Häufigkeit, Begleitsymptome)

Eventuelle psychische Reaktionen des Kindes, z.B. Verlust der Sprechfreude, Hinweise auf Belastungen in der Kita

Risikofaktoren, z.B. eine Sprachentwicklungsverzögerung oder  Stottern in der Familie als genetische Prädisposition

Wann ist Stottern behandlungsbedürftig?

Wenn die Sprechauffälligkeiten Ihres Kindes in Form von Wiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen voller Spannung sind oder die  Stimme lauter oder höher wird.

Das Gesicht sich beim Sprechen mitbewegt.

Der Blickkontakt abgebrochen wird.

In fast jedem Satz gestottert wird.

Wenn Ihr Kind leidet und auf seine Art darüber spricht, wie schwierig das Sprechen sei, z.B. Das ist doof -  das nervt - ich kann nicht richtig sprechen so wie die anderen.

Wenn es sich wütend oder frustriert aus der Kommunikation zurückzieht.

Das Stottern seit mehreren Monaten unverändert auftritt.

Wenn Ihr Kind Sprechangst entwickelt und sich zurückzieht.

Wenn es in der Sprachentwicklung stagniert.

Wenn Sie sich ernsthaft  Sorgen machen.

Die Therapie

Modifikationstherapie in Anlehnung an KIDS nach Sandrieser/Schneider (Kinder dürfen stottern) mit dem Ziel der

Reduzierung der Sprechanstrengung und einem angstfreien Umgang mit dem Stottern bei Eltern und Kind.

Methoden:

-Pseudostottern (absichtliches lockeres Stottern erleichtert die Annäherung ans flüssige Sprechen   und desensibilisiert Eltern und Kind)

-Modifikationstechniken und verflüssigende Sprechweisen ausprobieren

-Sprechmut wecken, Angst reduzieren, Sprechinitiative wecken.

-Elternarbeit

Sie erhalten Informationen über kindliches Stottern und über das Therapiekonzept.

Wir erarbeiten wie Sie Ihr Kind in dieser schwierigen Phase nach Ihren Möglichkeiten  unterstützen können.

In den Elterngesprächen stehen Ihnen Zeit und Raum zur Verfügung um  sich offen und angstfrei mit dem Stottern zu beschäftigen und  die eigenen Ängste und Erwartungen einzubringen. Sie werden  die Reaktionsweise Ihres Kindes und Ihre eigene auf das Stottern verstehen und einschätzen.

Wir sprechen über die Sorge,  die Stottern auslösen kann und wie sich die Sorge auf Ihre Reaktion und die Spannung Ihres Kindes überträgt.

Sie lernen sprechflüssigkeitsfördernde Kommunikationsformen kennen oder es wird Ihnen bewusst wie fördernd sie sich bereits intuitiv verhalten und wie bedeutsam dies ist. (z.B. eventuelle Stressoren reduzieren wie Zeitdruck, hohe, Erwartungen, Zuhörerverlust, Unterbrechungen, ruhige Aufmerksamkeit geben, auf den Inhalt hören).

Die Akzeptanz der momentanen kindlichen Entwicklungsphase, Optimismus, Zutrauen zu sich und zum Kind erleichtern es allen Beteiligten mit dem Stottern im Alltag zu leben.

Es lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kindern und mit Hilfe welcher Behandlungsmethode das Stottern verschwindet oder sich reduziert. Je früher eine Behandlung oder Beratung beginnt, umso besser sind die Chancen.

Wenn keine Therapie stattfindet, werden sie gut informiert und beraten. Es werden  Beobachtungszeiträume   vereinbart und Kontrolltermine durchgeführt.

Wie begegne ich meinem stotternden Kind?

  • Ruhig und gelassen
  • Geduldig zuhören und Ruhe ausstrahlen
  • ausreden lassen
  • Zugewandt sein und normalen Blickkontakt halten
  • Mehr auf den Inhalt  als auf die Form des Gesagten achten.
  • Offen und ehrlich: z.B. Oh, das war aber jetzt anstrengend, bis das Wort mal raus konnte. Das steckte ja richtig fest. Das ist manchmal so. Sprechen ist ganz schön kompliziert. Bei vielen Kindern ist das so.

Was auch gut zu wissen ist:

  • Stottern hat nichts mit der Intelligenz Ihres Kindes zu tun.
  • Stottern ist keine psychisch bedingte Auffälligkeit
  • Stotternde Menschen sind genauso wie andere Menschen. Der einzige Unterschied zu anderen ist, dass sie stottern.
  • Stottern ist keine Atemfunktionsstörung
  • Eltern sind nie schuld am Stottern ihrer Kinder. Sie können aber viel dazu beitragen, dass es ihrem stotternden Kind gut geht.
  • Es lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kindern und mit Hilfe welcher Behandlungsmethode das Stottern verschwindet oder sich reduziert. Je früher eine Behandlung oder Beratung beginnt, umso besser sind die Chancen.

Sprechen Sie uns an, wenn sie sich Sorgen machen. Wir unterstützen sie gerne!

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