Myofunktionelle Störungen sind gekennzeichnet durch eine Fehlfunktion der Muskeln des Mundes (oral) und des Gesichtes (fazial).
Das Ungleichgewicht von Kau,- Zungen,- Lippen und Wangenmuskulatur zeigt sich in verschieden starken Ausprägungsformen und nicht immer treten alle Symptome gleichzeitig auf.
Die Kräfte dieser Muskeln tragen entscheidend zur Formung des Gaumens, der Qualität des Kiefer- und Gesichtswachstums und in weiterer Folge zur Entwicklung der Zahnstellung bei.
Wir schlucken 1000 bis 2000 mal täglich. Die Zunge ist einer der stärksten Muskelkomplexe und bei einem inadäquaten Schluckverhalten kann sie die Zähne verschieben und den Kiefer verformen.
Sehr oft atmen Kinder durch den Mund, bei inkomplettem Lippenschluss.
Die Lippen sind weich. Die Unterlippe kann verdickt, gerötet oder nass sein.
Gelegentlich tritt Speichelfluss (lang anhaltendes „Sabbern“) auf. Die mimische Muskulatur ist wenig ausgeprägt.
Die Zunge kann während des Schluckaktes entweder gegen die vorderen oder die seitlichen Zähne drücken oder kann auch zwischen den Zähnen liegen und pressen.
In allen Fällen ist der Schluckablauf gestört.
Myofunktionelle Störungen gehen häufig einher mit einer Fehlbildung folgender Laute:
[s, ss und Z] Die Zunge kann an den Zähnen (Sigmatismus addentalis) oder zwischen den Zähnen liegen (Sigmatismus interdentalis).
[sch] Die Lippen werden zu wenig gerundet und /oder der Laut wird ersetzt durch ein interdental oder addental gebildetes [s].
[l, d, t, n] werden vorverlagert gebildet.
Lutschgewohnheiten, wie Schnuller oder Daumen und Finger nehmen oder lange aus dem Fläschchen trinken wirken, verstärkend.
Kinder, die häufig durch den Mund atmen, haben in der Regel auch eine schlaffe Zungenmuskulatur, die aus einer ungespannten und vorverlagerten Zungenruhelage agieren muss. Dies kann organische Gründe haben (z.B. Polypen) oder habituelle Ursachen wie die o.g. Lutschgewohnheiten, eine schlaffe Gesamtkörperspannung und/oder eine schlaffe Mundmuskulatur.
Nicht altersentsprechende breiige Nahrung führt zu oraler Inaktivität und lässt die Kaumuskulatur verkümmern
Manche Kinder haben eine eingeschränkte Empfindlichkeit für Bewegungen und Berührungen im Mundbereich (taktil-kinästhetische Wahrnehmung) oder in der gesamten Körperwahrnehmung (sensomotorische Auffälligkeiten).
Die myofunktionelle Therapie hat das Ziel die Schluckmuskulatur Muskulatur aufzubauen und die Bewegungskoordination beim Schlucken und Sprechen zu verbessern.
Neben Übungen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung im weiteren Sinn und der Wahrnehmung der Kiefer- Zungen- und Lippenbewegungen wird das korrekte Schluckmuster angebahnt und trainiert. Je nach Alter des Kindes geschieht dies spielerisch und motivierend.
Neben der Umstellung des Schluckaktes wird sowohl der Trinkvorgang als auch das adäquate Schlucken mit Nahrung geübt.
Die fehlgebildeten Laute werden im Zuge der verbesserten Muskelspannung und Bewegungskoordination leichter korrigiert.
Bei Schulkindern und Erwachsenen findet häufig parallel eine kieferorthopädische Behandlung statt. Die Einhaltung des physiologischen Schluckmusters und die Regulierung von Zahnstellungsfehlern unterstützen sich gegenseitig.
Bei den Vorschul- und Schulkindern spielt die Elternarbeit eine besonders wichtige Rolle. Sie als Eltern lernen mit Ihrem Kind gemeinsam. Sie begleiten die Therapie, indem Sie häufig an den Behandlungsstunden teilnehmen und helfen uns, indem Sie das häusliche Training durch behutsames Erinnern, Üben und positive Verstärkung unterstützen.
Dies ist unabdingbar für den Erfolg unserer Arbeit.
Erwachsene und Jugendliche arbeiten mit der Therapeutin das gut strukturierte Programm durch und erreichen Ihre Therapieziele durch ihre hohe Eigenmotivation und ihr Durchhaltevermögen.
Die Umstellung des Schluckmusters in der Ruhe, beim Trinken und Essen, tagsüber und nachts, ist ein Prozess, der über ein bis zwei Jahre logopädisch begleitet wird. Das Training wird schrittweise aufgebaut und zu Hause regelmäßig durchgeführt.
Nach 10 Sitzungen einmal wöchentlich werden je nach individuellem Fortschritt und Übernahme der Eigenverantwortung die Therapieabstände vergrößert. Die Therapie findet dann alle zwei oder drei Wochen oder einmal im Monat statt.
Über regelmäßigen Emailkontakt bleiben wir mit den Kindern oder Ihnen weiter in Verbindung und vereinbaren bei auftretenden Schwierigkeiten sofort neue Termine.
Zu Beginn und während des Therapieverlaufs werden die Zähne fotografiert um die Veränderung der Zahnstellung zu dokumentieren.
Mögliche Folgen einer unbehandelten Myofunktionsstörung sind vor allem Kiefer- und Zahnfehlstellungen wie z.B.: