Logopädie Bonn

Sprachtherapie Stimmtherapie Schluckstörung Stottern

Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Diagnostik Therapie Beratung


Praxisgemeinschaft für Logopädie in Bonn Zentrum
Anne Agnes
Susanne Mortier-Grieger

Stottern allgemein

Stottern besteht aus unfreiwilligen Unterbrechungen des Redeflusses, die  sich auf Körper, Emotionen und die zwischenmenschliche Kommunikation auswirken.

Die Blockierungen, Dehnungen oder Wiederholungen und begleitende Mitbewegungen und Verkrampfungen sind hör- und sichtbar. Häufig ist das Sprechen anstrengend und wird tagtäglich als Herausforderung empfunden.

Sprechen mit Stottern wird innerlich oft als schmerzlich und störend empfunden. Hilflosigkeit, Peinlichkeit und Scham können die Kommunikationssituationen und gar das Lebensgefühl prägen. Gedanken über die mögliche Reaktion von Zuhörern, Hypothesen darüber wie man wirkt und die innere Anstrengung eine bestimmte Wirkung zu erzielen,  führen  häufig zu allgemeiner Unsicherheit und  beeinflussen möglicherweise zukunftsweisende Entscheidungen im privaten und beruflichen Bezügen. Stottern kann das Selbstwertgefühl verschlechtern und zu unrealistischen Hypothesen über sich selbst führen.

Die das Stottern begleitenden Gedanken und Gefühle können noch deutlich umfangreicher und belastender sein als das Stottern selbst.

Motorische Ebene

Blockierungen von Lauten „Guten (spannungsvolle, gepresste, oft stumme Unterbrechung-------Tag

Wiederholungen von Lauten (z.B.: a-a-a-a-anfangen) oder Silben (si-si-si-si-sitzen)

Dehnungen von Lauten (z.B. aaaaaaber)

Sekundärsymptome als Versuche Stotterereignisse zu bewältigen, zu beenden, sanfter zu gestalten oder zu verhindern wie Satzabbrüche, Ersatzwörter, wiederholter Neubeginn, Floskeln und Füllwörter, leise oder besonders laute Stimmgebung, hohes Sprechtempo.

Gesamtkörperlich hoher Tonus, lokale Anspannungen im Gesichts-, Kiefer-, Hals-, Brust bzw. Bauchbereich, Mitbewegungen.

Atemanhalten, vor Sprechbeginn ausatmen, Sprechen mit zu wenig Ausatemluft.

Emotionen und Gedanken

Unabhängig vom Alter des stotternden Menschen und seiner Art der Unflüssigkeiten geht jeder individuell mit den Auffälligkeiten um.

Aber Stottern ist viel mehr als das, was man hört oder sieht. Gerade die nicht eindeutig sichtbaren Anteile des Stotterns (Gefühle und Gedanken) stellen für viele Betroffene meist eine viel größere Belastung dar als das "eigentliche" Stottern. Dazu zählen auch bestimmte Verhaltensweisen, die für Außenstehende nicht immer auf das Stottern zurückzuführen sind

Möglich sind:

  • Angst oder Scham vor bestimmten Sprechsituationen (Telefonieren, Ansprechen Fremder, mündliche Mitarbeit/Referate in der Schule bzw. Kundengespräche auf der Arbeit)
  • Gefühle der Hilflosigkeit und Frustration
  • Grübeln darüber, wie stark das Stottern in bestimmten Sprechsituationen wohl sein und wie der Gesprächspartner reagieren wird bzw. wie man diesen Situationen aus dem Weg gehen kann
  • Selbstabwertende Gedanken (z.B.: Befürchtung aufgrund des Stotterns weniger akzeptiert und nicht ernst genommen zu werden)
  • Negative Gedanken hinsichtlich der weiteren privaten und beruflichen Zukunft
  • Sprachlicher Rückzug (in bestimmten Situationen bzw. bei einzelnen Personen weniger sprechen)
  • Vermeidung von Sprechsituationen (z.B.: Telefonieren, Ansprechen Fremder)
  • Stottern als Tabuthema: Versuche, möglichst unauffällig zu bleiben und nicht als Stotternder enttarnt zu werden
  • Schwierigkeiten, neue Bekanntschaften/Freundschaften und soziale Freizeitaktivitäten zu finden

Stottern: was sind die Ursachen?

Zahlreiche Fragen nach der Ursache des Stotterns sind noch ungeklärt. Man weiß jedoch, dass es nicht die eine Ursache gibt, sondern dass mehrere Faktoren zur Entstehung des Stotterns beitragen. Auch wenn belastende Erlebnisse in der Kindheit (Unfall, Trennung der Eltern usw.) Auslöser für den Beginn des Stotterns sein können, dürfen sie nicht als eigentliche Ursache verstanden werden. Genauso wenig entsteht Stottern durch "Erziehungsfehler" der Eltern. Die häufig mit Stottern einhergehenden psychosozialen Belastungen sind somit als Folge und nicht als Ursache des Stotterns zu sehen.

Aktuelle Forschungsergebnisse zur Entstehung des Stotterns zeigen, dass

  • Stottern familiär gehäuft auftritt. Dies deutet auf erbliche Faktoren hin.
  • Stottern nicht im eigentlichen Sinne vererbt wird, es also kein spezielles "Stotter-Gen" gibt. Vielmehr wird nur die Veranlagung zum Stottern, also die Wahrscheinlichkeit, ob Stottern auftritt oder nicht, weitergegeben.
  • bei Stotternden bestimmte Veränderungen im Gehirn vorliegen. Sprechen ist ein hochkomplexer Vorgang, bei dem über 200 Muskeln beteiligt sind, die alle vom Gehirn zur richtigen Zeit aktiviert und gesteuert werden müssen. Dafür sind bei den meisten Menschen bestimmte Bereiche in der linken Hirnhälfte verantwortlich. Dort liegen bestimmte Gebiete und Nervenbahnen, die für den reibungslosen Ablauf des Sprechvorgangs zuständig sind. Diese sind bei Stotternden weniger gut ausgebildet als bei Normalsprechenden. Man kann somit von einer „anatomischen Schwäche“ ausgehen, die vermutlich zu Entstehung und Aufrechterhaltung des Stotterns beiträgt.

Auch wenn sich die aktuelle Forschung schwerpunktmäßig auf neurologische Erklärungsansätze konzentriert, spielen sicherlich auch andere Faktoren, wie z.B. soziales Umfeld, sprachliche Entwicklung oder individuelle Anforderungen bei der Entstehung des Stotterns eine Rolle.

Stottern: weitere Fakten

  • Stottern kommt in allen Ländern und Kulturkreisen vor.
  • Ca. ein Prozent der Weltbevölkerung ist betroffen (= ca. 820.000 Stotternde in Deutschland). Überwiegend treten die ersten Symptome während der Sprachentwicklung in der Alterspanne von zwei bis fünf Jahren auf. Bei einigen liegt der Beginn des Stotterns im Grundschulalter, bei wenigen auch später. Nur in sehr seltenen Fällen beginnt das Stottern im Jugend- und Erwachsenenalter.
  • Ca. fünf Prozent aller Kinder sind vorübergehend während ihrer Sprachentwicklung von Stottern betroffen, bei der Mehrheit verschwinden die Symptome auch ohne Therapie wieder ("spontane Heilung").
  • Die Wahrscheinlichkeit einer solchen spontanen Heilung verringert sich mit Eintritt in die Pubertät erheblich. Daher ist Stottern im Jugend- und Erwachsenenalter in der Regel nicht heilbar, aber sehr positiv veränderbar.
  • Jungen sind im Durchschnitt viermal häufiger von Stottern betroffen als Mädchen.

Es lassen sich gute Therapieerfolge erzielen. Diese beziehen sich sowohl auf die Zunahme von Sprechflüssigkeit als auch auf den Abbau der psychosozialen Belastung im Alltag. Manchmal lassen sich Stärke und Häufigkeit der Symptome und/oder die Kommunikationsangst reduzieren, aber Symptome bleiben erhalten.

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